Rechthaberei schadet!
Wenn es nur noch ums Rechthaben statt um Argumente geht, leiden nicht nur die Stimmung und die zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch die Qualität der Lösungen und der Zusammenarbeit. Aus Organisationssicht das schlechteste Outcome… und die eine oder der andere wird sich in Zukunft nicht mehr an Diskussionen beteiligen, wodurch wertvolle Perspektiven verloren gehen.
Doch es gibt Techniken, um fruchtlose Kommunikationsmuster aufzubrechen und Gesprächssituationen wieder in kooperative Bahnen zu lenken. Drei werden hier kurz vorgestellt.
Zur Veranschaulichung ein kurzes Beispiel:
Heinz bügelt die Idee von Simone ab, weil Sie unter den aktuellen Budgetvorstellungen nicht machbar ist. Simone kontert, dass ihre Lösung jedoch auf lange Sicht Kosten spart. Darauf Heinz: «Wir müssen aber jetzt Kosten sparen». Worauf Simone: «Wir dürfen nicht nur auf den Preis schauen». Heinz begegnet: «Bist du wirklich so naiv?», usw.
Beide reden sich in ihren eigenen Standpunkt-Graben hinein.
Drei Kommunikationstechniken, um Rechthaberei zu reduzieren
1. Argument prüfen
Wenn Argumente hin und her geschmissen werden, besteht die Gefahr, dass wir uns auf Schlüsselwörter, wie z.B. «kein Budget» stürzen und uns daran festbeissen. Wir wollen es mit Gegenargumenten widerlegen. Dies tun wir, ohne zu wissen, ob das genannte Argument der wahre Grund für die Ablehnung ist oder nur vorgeschoben.
Besser: Prüfen Sie das Argument!
Geht es wirklich darum, worum es zu gehen scheint? Oder was wäre, wenn es dieses Argument nicht gäbe? Sie könnten also im obigen Beispiel sagen: «Angenommen, wir finden eine Lösung für das Budget, würdest du dann anders darüber denken?»
Vielleicht sagt dann Heinz: «Nein, würde ich nicht, das Projekt überzeugt mich einfach nicht.» Dann ist es klar, dass es nicht um das Budget geht! Vielleicht sagt Heinz aber auch: «Ja, das würde ich, aber wir haben nun mal kein Budget». Dann ist auf jeden Fall klar, dass hinsichtlich dem Projekt Einigkeit besteht. Es geht nur noch um die Finanzierung, wozu es eine gemeinsame Lösungssuche benötigt.
2. Argument in Frage umwandeln
Wenn Diskussionen hochschaukeln, werden neue Argumente verwehrt. Es gibt kein Durchkommen mehr.
Besser: Fragen stellen statt Gegenstandpunkt einnehmen!
Zugegeben in diesem Moment eine wirksame Frage zu stellen, ist nicht leicht. Denn gerade, wenn jemand eine Meinung hat, die unserer konträr widerspricht, brennen wir darauf, zu unterbrechen und dagegenzuhalten und dies ganz bestimmt nicht mit einer Frage. Wir wollen gar nicht hören, sondern unser Gegenargument loswerden.
Bedienen Sie Ihren Antwortreflex, indem Sie das Gegenargument in eine Frage umwandeln. Im obigen Fall könnte dies so lauten: «Wie viel Budget brauchen wir dafür? Haben wir das?» Statt: «Dafür haben wir doch gar kein Budget.»
Durch die Umwandlung des Arguments in eine Frage zeigen Sie Interesse und erlauben der anderen Person, Expertin ihres eignen Standpunktes zu bleiben. Und gemäss Psychologieprofessor Tom Tyler, Yale Law School, sind Menschen, die nach ihrer Sicht der Dinge gefragt werden und ihre Meinung darlegen dürfen, mit Verhandlungsergebnissen am Ende zufriedener, selbst wenn sie nicht zu ihren Gunsten ausfallen.
Im hitzigen Ping-Pong-Spiel wird einander gar nicht mehr zugehört, dabei will doch jeder Mensch gesehen und verstanden werden.
Besser: Zuerst verstehen, dann überzeugen.
In emotionalen Gesprächssituationen ist es wirksamer, erst einmal den Standpunkt des anderen zu verstehen und das auch deutlich auszudrücken. Erst danach ist das Gegenüber bereit, sich für einen weiteren Standpunkt zu öffnen.
Das heisst, berühren Sie zuerst den Standpunkt des anderen, indem Sie zum Beispiel sagen: «Ja, das stimmt. Das aktuelle Budget dürfen wir nicht ausser Acht lassen.» oder «Ja, du hast recht, das Budget ist ein zentraler Punkt.». Gerade wenn jemand zu Rechthaberei neigt, entfaltet das Touchen mit Sätzen wie diesen eine herausragende Wirkung. Erst wenn sich die Person gehört fühlt, ist sie offen für Ihre Perspektive.
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Quelle: Marie-Theres Braun: Menschen überzeugen, die Recht haben wollen – 28 kooperative Techniken