Gut gemeint, heisst nicht gut gemacht.

20.08.2023 - Irène Wüest

Erkennen Sie Ihre Kommunikationssperren?

Road closedDer amerikanische Psychologe Thomas Gordon erkannte durch seine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Ende der 60-er Jahre insgesamt 12 Kommunikationssperren, welche die Form unserer Beziehungen verändern. Diese haben überall Gültigkeit, wo Menschen miteinander kommunizieren, sowohl in Gesprächen im privaten Bereich als auch im beruflichen Kontext.

Kommunikationssperren haben einen manipulativen Charakter, weil sie die Absicht haben, das Erleben des Gegenübers nicht zu akzeptieren, sondern verändern zu wollen.

Wir meinen es gut. Doch gut gemeint, heisst nicht gut gemacht. Der Gesprächspartner fühlt sich nicht gesehen, nicht gehört und im Endeffekt nicht akzeptiert . Er/Sie verstummt oder protestiert. Wir verhindern wirkliche Nähe.

Welches sind Ihre präferierten Kommunikationssperren?

1.      

Befehlen, bestimmen
 

… kann Furcht oder Widerstand hervorrufen. Sie fördern rebellisches Verhalten, Provokation oder Rachegedanken. Manche Menschen fühlen sich auch dazu eingeladen, es darauf ankommen zu lassen.

Beispiele: «Du musst …», «Du hast zu …», «Du wirst …» etc.

2.      

Mahnen, warnen, drohen

 

… kann sowohl Angst als auch Ärger und Auflehnung erzeugen. Wenn sich jemand scheinbar fügt, dann deshalb, weil er sich aus Unsicherheit unterwirft. Auf der anderen Seite können solche Botschaften herausfordern, diese zu testen. 

Beispiele: «Wenn du nicht …, dann …», «Es reicht jetzt, sonst …»

3.      

Moralisieren, predigen, an die Pflicht erinnern

 

… vermittelt Verpflichtung oder Schuldgefühle. Es kann bewirken, dass der Empfänger seine Position noch vehementer verteidigt, weil er ein Misstrauen in sein Verantwortungsbewusstsein erkennt.

Beispiele: «Du solltest …», «Du hast zu …», «Auf deine Verantwortung …»

4.      

Ratschläge erteilen, Vorschläge machen, Lösungen geben

 

… verhindert, dass sich der Empfänger seinem Problem stellt, andere Lösungen durchdenkt und ausprobiert. Es suggeriert ihm, dass er nicht in der Lage ist, seine Probleme selbst zu lösen und kann zu einer gewissen Abhängigkeit, aber auch zu Widerstand führen.

Beispiele: «An deiner Stelle würde ich …», «Warum versuchst du nicht …»,
«Mein Vorschlag wäre …»

5.      

Mit Logik überzeugen, belehren, argumentieren

 

… provoziert Verteidigung und Gegenargumente. Möglicherweise fühlt sich der Empfänger aber auch minderwertig oder er nimmt die Haltung ein, dass „es ohnehin nichts nützt“ und hört nicht mehr zu. 

Beispiele: «Tatsache ist …», «Ja, aber …», «Ich schlage vor …»

6.      

Urteilen, kritisieren, beschuldigen

 

… vermittelt Unfähigkeit und schmälert den Selbstwert. Die Mitteilungsbereitschaft sinkt aus Angst vor einem negativen Urteil oder die Kritik löst Gegenkritik aus.

Beispiele: «Du überlegst nicht …», «Du bist faul …»

7.      

Loben, zustimmen

 

… enthält hohe Erwartungen und kann Feindseligkeit hervorrufen, wenn das Selbstbild des Empfängers damit nicht übereinstimmt. Möglicherweise wird es aber auch als manipulierend empfunden, um ein gewünschtes Verhalten zu zeigen.

Beispiele: «Aber du kannst das doch …», «Für dich ist das doch kein Problem …»

8.      

Beschimpfen, lächerlich machen, Namen austeilen

 

… kann dazu führen, dass sich der andere minderwertig und ungeliebt fühlt. Die Selbsteinschätzung kann beeinträchtigt oder der Wunsch nach Vergeltung ausgelöst werden.

Beispiele: «Angsthase!», «Du weisst wohl alles besser?»

9.      

Analysieren, diagnostizieren, interpretieren

 

… kann drohend und beschämend empfunden werden. Der Empfänger kann sich in die Ecke gedrängt, ertappt oder blossgestellt fühlen. Die Kommunikation wird aus Angst vor Entlarvung verhindert.

Beispiele: «Dein Problem ist, dass …», «Du bist jetzt einfach überfordert …»

10.   

Beruhigen, trösten, Mitleid zeigen

 

… bewirkt, dass sich der andere nicht verstanden fühlt und feindselige Gefühle entwickelt. Der Empfänger erhält den Eindruck, dass es nicht in Ordnung ist, was er empfindet und seine Probleme nicht wichtig sind.

Beispiele: «Du brauchst dir keine Sorgen machen …», «Bald wird es wieder besser …», «Bei mir war das früher auch so …»

11.   

Forschen, verhören, ausfragen

 

… kann mangelndes Vertrauen, Verdacht oder Zweifel ausdrücken. Der Empfänger fühlt sich eingeschränkt, darüber zu sprechen, was ihm wichtig ist. Er kann sein Problem aus den Augen verlieren, wenn er Fragen beantworten muss, die aus Sorge oder Neugierde gestellt werden.

Beispiele: «Warum …?», «Was hast du …?», «Wie …?»

12.   

Ablenken, spötteln, zurückziehen

 

… verstärkt die Haltung, dass es besser ist, Problemen aus dem Weg zu gehen und unterdrückt einen offenen Umgang mit schwierigen Situationen. Der Empfänger kann den Eindruck bekommen, dass er und seine Bedürfnisse nicht respektiert werden.

Beispiele: «Reden wir doch lieber über etwas Anderes …», «Na da macht ja wer aus einer Mücke einen Elefanten …»

 

Gut zu wissen:

Die 12 Kommunikationssperren hemmen nur dann die Mitteilungsbereitschaft, wenn wir uns in einer schwierigen Situation befinden. Da ist es hilfreich, zu fragen, statt zu sagen oder einfühlsam Gefühlswahrnehmungen zu spiegeln. Verbale Türöffner können uns dabei unterstützen.

Möchten Sie herausfinden, wie Sie beim Senden von Botschaften wirken oder wie Sie Ihre Kommunikation gestalten können, damit diese frei von Nebentönen und Missverständnissen bleibt? Dann melden Sie sich bei mir, ich unterstütze Sie gerne dabei. 

 

Quellen:
www.gordontraining.at
www.mindset-erziehung.de

Topics: Coaching, Kommunikation, Persönlichkeit, Entwicklung