Gefühle im Führungskontext

15.09.2025 - Irène Wüest

Vier typische Stolperfallen

1. Gefühle oft gar nicht wahrnehmen
Im Funktionsmodus merken Sie nicht, dass Ihr Körper längst Alarm schlägt.
Beispiel: Sie moderieren ein Meeting und hören wiederholt Widerstand. Sie sagen: „Danke für den Input.“
Sie fühlen: Erschöpfung und Genervtsein.
Folge: Sie verlassen den Raum kraftlos.


2. Pseudogefühle statt echte Gefühle
„Ich fühle mich nicht respektiert“ klingt wie ein Gefühl, ist aber ein Vorwurf.
👉 Pseudogefühle sind immer mit unserem wertenden Denken verknüpft.
Beispiel: Sie sagen: „Ich fühle mich übergangen.“
Sie fühlen: Unsicherheit und Stress, weil Ihnen Transparenz wichtig ist.
Folge: Der Vorwurf führt zu Abwehr, statt zu Verbindung.

3. Kein Wording für Gefühle
Viele Führungspersonen haben nur ein begrenztes Vokabular: „gut“, „schlecht“, „ok“.
Beispiel: Sie sagen: „Passt schon.“
Sie fühlen: Druck, weil Sie die Verantwortung alleine tragen.
Folge: Ihr Team versteht nicht, wie ernst die Lage ist.

4. Kein Mut, Gefühle auszusprechen
Der Glaubenssatz „Gefühle sind unprofessionell“ sitzt tief. Dabei schafft genau das Vertrauen.
Beispiel: Sie sagen: „Alles läuft nach Plan.“
Sie fühlen: Zweifel, weil Sie die Zielerreichung kritisch sehen.
Folge: Die Mitarbeitenden spüren die Diskrepanz und wachsende Unsicherheit.

Wie gehen wir richtig mit unseren Gefühlen um?

Gefühle sind kein Störfaktor, sondern ein Kompass. Entscheidend ist, sie bewusst wahrzunehmen, klar zu benennen und konstruktiv einzubringen.

👉 Gefühle sind keine Schwächen, sondern der direkteste Draht zu dem, was wir brauchen.

Beispiel 1 – Deadline
Vorher: „Kein Problem, wir schaffen das schon.“
Nachher: „Heute war Abgabetermin. Ich bin gestresst, weil mir Verlässlichkeit wichtig ist. Was schlagen Sie vor, damit wir das Ziel trotzdem erreichen?“
👉 Einladung zur Lösung statt Angriff.

Beispiel 2 – Teamgerüchte
Vorher: „Davon weiss ich nichts.“
Nachher: „Ich habe gehört, dass im Team diskutiert wird. Das verunsichert mich, weil mir Transparenz wichtig ist. Lasst uns offen besprechen, was im Raum steht.“
👉 Vertrauen statt Schweigen.

Gute Führung heisst nicht, alle Gefühle zu zeigen, sondern die relevanten Gefühle klar zu benennen, sodass Orientierung und Verbindung entstehen.

Reflexionsfragen für Führungspersonen

  • In welchen Situationen sage ich „Alles gut“, obwohl es nicht stimmt?
  • Welche Gefühle benenne ich selten oder gar nie?
  • Wo nutze ich Pseudogefühle statt echte Gefühle?
  • Habe ich ein klares Wording für meine Gefühle?
  • Wann habe ich zuletzt bewusst den Mut gehabt, ein Gefühl anzusprechen?
  • Wie reagiere ich, wenn Teammitglieder Gefühle zeigen?
  • Was würde in meiner Führungsarbeit leichter, wenn ich Gefühle als Ressource nutzen würde?

3-Schritte-Checkliste: Klarer Umgang mit Gefühlen

1. Wahrnehmen

  • Spüre ich Anspannung, Ärger, Frust oder Unsicherheit?
  • Kurz innehalten, bevor ich reagiere.
2. Benennen
  • Was fühle ich wirklich? (gestresst, irritiert, erleichtert – statt „nicht respektiert“)
  • Welches Bedürfnis steckt dahinter? (Verlässlichkeit, Klarheit, Unterstützung)

 3. Ansprechen

  • Formuliere ich es als Ich-Botschaft?
  • Lade ich mein Gegenüber ein, gemeinsam eine Lösung zu finden?

 

Coaching

Wenn Sie Gefühle künftig als Ressource nutzen wollen, statt sie herunterzuschlucken, dann melden Sie sich gerne bei mir. Gemeinsam entwickeln wir Ihre Klarheit in der Führung. Mehr dazu finden Sie auf hier:

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Topics: Coaching, Führung, Persönlichkeit, Stress